Behinderte und Sexworker sitzen teilweise im selben Boot

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Behinderte und Sexworker sitzen teilweise im selben Boot…

 

Trotz aller möglichen Grundrechte und Antidiskriminierungsgesetze werden Behinderte und Sexworker in Deutschland von der breiten Masse nicht wirklich oder gar nicht akzeptiert. Bei den Behinderten denkt jeder nur:“Die Krüppel kosten nur und bringen der Gesellschaft nix…“, und die Sexworker hält die breite Masse der Gesellschaft eh für den letzten Abschaum.

Diese Meinungen werden nur kurz erschüttert, wenn die Behinderten bei Paralympics wieder mit einem Haufen Medaillen nach Hause kommen, oder wenn die verschiedenen Reha-Branchen mit steigenden Umsatzzahlen winken, wodurch auch der deutsche Fiskus und Arbeitsmarkt nicht unerheblich profitiert bzw. wenn die Kommunen am Ende des Haushaltsjahres wieder Ihre Einnahmen durch die Vergnügungssteuer des örtlichen Rotlichtbezirkes vorstellen können.

Diese Scheinheiligkeit der deutschen Weltverbesserer-Mentalität bringt mich regelmäßig auf die Palme, denn im Grunde genommen heißt es nichts anderes, als das Behinderte und Sexworker nur dann Gleichberechtigt sind, solange sie Kohle bringen, ansonsten haben sie sich gefälligst im gesellschaftlichen „Ghetto der Aussätzigen“ aufzuhalten, und nicht in unserer Mitte des Dorfplatzes. Hin und wieder wird von der verlogenen Boulevardpresse hier und da mal ein Loblied auf eine barmherzige „Maria Magdalena“ besungen, die Behinderten und Greisen die Einsamkeit vertreibt, aber spätestens zwei Tage später bekommt eine „dumme Nutte“ für Ihre Abzocke von der gleichen Boulevardzeitung wieder etwas vor die Fresse.

Wie man also sieht, haben Behinderte und Sexworker dasselbe Problem der Gesellschaftlichen Anerkennung. Von daher ist es für mich sehr verwunderlich, dass sich beider Gruppen nicht näher miteinander beschäftigen und mehr miteinander kämpfen.

In Zeiten, wo die Schwächeren immer schneller aussortiert werden, da sie jeder nur als Ballast der Gemeinschaft sieht, sollten gerade diese Schwächeren miteinander arbeiten, um sich gegenseitig eine Lobby zu schaffen, denn von außen werden wir keine Hilfe bekommen.

Ähnlich wie sich viele verschiedene Indianerstämme damals am Little Big Horn General Custer entgegengestellt und ihn bezwungen haben, so könnte eine Allianz zwischen Behinderten und Sexworkern dem jeweils anderen ein wenig Hilfe und Schutz gewähren, und vielleicht auch weitere Ideen zur Zusammenarbeit fördern.

Ich spinne jetzt mal ein wenig rum:

Viele der Sexworker wissen oft nicht, was sie nach Ihrer Karriere machen können, denn viele haben mit Ihrem Job schon sehr früh begonnen, und sind entweder ganz ohne Berufsausbildung oder schon Jahre aus ihrem Beruf raus.

Viele der Sexworker haben in ihrem Berufsleben aber den Umgang mit Nacktheit, Service und ein wenig Pflege kennengelernt. Wieso schafft man nicht ein Programm, wo man Interessenten und Interessentinnen als Pflegekräfte weiterbildet, denn wenn Deutschland in den nächsten Jahrzehnten eine Berufsgruppe dringend braucht, dann sind es Pflegekräfte…

Ich provoziere extra um Reaktionen zu erhalten, denn nur durch eine Diskussion setzt sich ein Denkprozess in Gang und der bringt vielleicht irgendwann sogar mal Lösungen, und mit diesen Lösungen vielleicht mal die gesellschaftliche Anerkennung die Sexworker und Behinderte verdienen. Denn wir sind keine Menschen zweiter Klasse, auch wenn viele das Gegenteil behaupten.