Rolliman meets Marc Amacher
Wer kennt es nicht, das Gefühl, man hat gerade im Restaurant bestellt und sieht dann auf der Rückseite der Tageskarte noch eine kurzfristig eingetroffene Sonderaktion die einem mehr reizt wie das gerade bestellte….
So erging es mir vor einigen Wochen als ich mit meinem Begleiter die Konzertankündigung von Marc Amacher für Köln gelesen habe. Eigentlich hätten wir für den selben Tag schon Karten für ein anderes Konzert gehabt, aber da wir den anderen Künstler schon häufiger gesehen haben und Marc Amacher bisher recht wenig und selten in Deutschland gespielt hat haben wir das andere Konzert sausen lassen und sind nach Köln in den Yard-Club gefahren.
Die Macher der „Kantine/Yard-Club“ haben nicht gerade eine glückliche Hand was das Organisatorische angeht. Für den Außenstehenden kurz erklärt: Die Kantine ist ein altes Fabrikgebäude in den mehrere Veranstaltung-Location untergebracht sind. Jetzt sind die Zugänge zu den einzelnen Räumen auch noch etwas verschachtelt und gar nicht ausgeschildert. Auch wird der Einlass auch nur über einen Kassenzugang abgewickelt. Wenn also zwei Konzerte wie am Freitag den 15.11.2019 stattfinden, beide aber eine unterschiedliche Anfangszeit haben, dann stecken Konzertbesucher beider Konzerte in einer Schlange fest und das hatte zur Folge das die Besucher für das früher beginnende Konzert von Marc Amacher eigentlich zu spät gewesen wären. Da der Schweizer aber selber im Stau stand verzögerte sich das Konzert um einige Minuten.
Auch hier Bestätigt sich wieder dass die Schweizer teilweise ganz anders ticken wie wir Deutschen. Als wir in die Halle kamen war er noch mit seiner Band mitten im Soundscheck und er entschuldigte sich schon das der Beginn nicht pünktlich erfolgen würde, nur nach Beendigung des Soundschecks ließ er sich noch gemütlich Zeit für einige Fotos und er sagte:“ So jetzt erstmal essen!“
Die auf Uhrzeit gepolten Deutschen würden bei solchen Sätzen erstmal einen Herzkasper kriegen, aber er macht es genau richtig. Jetzt ist man schon mal zu spät, also machen zehn Minuten später den Bock auch nicht mehr fett, aber man kommt wenigstens nicht gestresst auf die Bühne als wenn man rum hetzt und krampfhaft versucht irgendwo noch fünf Minuten Zeit aufzuholen.
Als das Konzert begann waren circa 50-60 Zuschauer und Zuhörer anwesend.
Das Quartett auf der Bühne bestehend aus Marc Amacher, den Gitarristen Phipu „bluedogg“ gerber, nebst Bassist und Schlagzeuger gab sofort beim ersten Lied auf der Bühne Vollgas! Ich habe mich schon beim Soundscheck gefragt:“ Was hat der vor, wenn der hier mit sieben Gitarren anrückt?“ Da nach dem ersten Stück schon die Besaitung der ersten Gitarre in Fransen daneben hing, konnte ich mir so in etwa ausmalen weswegen der Schweizer Blues-Gitarrist ein paar Gitarren mehr beim Konzert braucht.
Normalerweise kann man bei Konzerten auch von einem Gewissen Programm ausgehen und von Liedern die gespielt werden nur wenn ich ehrlich bin habe ich von den meisten Texten nicht viel verstanden da die Anlage für den kleinen Raum einfach zu viel Power hatte und die Musik für den Gesang zu laut war. Das schöne beim Blues-Rock ist aber das von fünf Minuten bis fünfundzwanzig Minuten pro Stück locker drin sind je nach Lust und Improvisationstalent der Künstler. Und von diesem Talent hatten die vier Musiker auf der Bühne reichlich.
Ich habe es bisher noch nie erlebt das die Zuhörer wirklich vom ersten gespielten Musik ton mittanzten und tanzernerweise zur Toilette gingen und wieder zurückkamen. Kurzum: Die Live Performance der Schweizer Rampensau begeisterte schlechtweg jeden.
Aber auch Amacher ist mal nach seinen Jimi Hendrix-Gedächtniseinlagen, wie die Gitarre hinter dem Kopf zu spielen oder auch mal mit den Zähnen, irgendwann mal alle und platt wie ein Brot. Nach knapp zwei Stunden und zwanzig Minuten hinterließ er restlos begeisterte Menge, aber auch nur kurz, den nach einem kurzen Garderobenwechsel stellte er sich seinen Fans für Fotos, Autogramme und Smalltalk zur Verfügung. Auch in dem Bereich tickt der Schweizer Vollblutmusiker anders als viele andere seiner Zunft. Er unterhielt sich teilweise mit drei Leuten gleichzeitig über drei völlig Verschiedene Themen, verkaufte dabei noch CD’S, unterschrieb diese und macht noch Fotos im selben Atemzug. Hier von Multitasking zu sprechen ist noch leicht untertrieben.
Auch gab er bereitwillig Anekdoten zum Besten wie z.b. seine Lieblingsgitarre bei einem Unfall zerstört wurde, sein Gitarrenbauer die Gitarre eigentlich entsorgen wollte aber Amacher diese in bester Heimwerkermanier mit einem Riesendübel und viel Holzleim rettete, und diese Gitarre heute noch spielt. Ebenfalls beantwortete er die Frage meines Begleiters nach einer viereckigen Gitarre die er beim Konzert gespielt hat. Amachers Antwort:“ Das war eigentlich mal eine Zigarrenschachtel, ich hatte eigentlich nur Bock mal auszuprobieren ob man daraus eine Gitarre bauen kann….. und wie man sieht: es geht!“
Mein Gedanke war sofort entweder baut der Typ auch aus der Klobürste ein Instrument oder wenn er beim weihnachtlichen Schrottwichteln verliert dann hat er nach zwei Monaten daraus Instrumente für seine Band gebaut…..
Alles in Allem ein super geiler Abend den wir beide mein Begleiter und ich nicht missen möchten und sollte Marc Amacher nochmal in unsere Region kommen wird es nicht schwer zu erraten sein wer da wieder vor der Bühne hocken wird…..
Und allen anderen sei gesagt den Positiv Verrückten Musikjunkie muss man mal Live auf der Bühne erlebt haben…..