Rolliman meets The Mavericks

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Es gibt immer wieder Konzerte, wo man vorher drei bis vier Lieder von der Band oder den Sängern kennt, aber wo man nicht so richtig weiß, worauf man sich einlässt. Hinterher wenn man aus dem Konzert rauskommt, ist man entweder total geflasht oder man ist enttäuscht oder verärgert.

Das Konzert von den Mavericks war aber eher wieder eines, wo man sagen muss, gerne sofort wieder…aber man weiß eigentlich so gar nicht richtig wieso…

Die Band ist einfach undefinierbar. Man weiß nicht, hat man es mit Country zu tun, mit Salsa, mit Swing, mit Rock´n´Roll, mit Pop oder ist es einfach eine Eigenkreation, wo es noch gar keinen richtigen Namen für gibt. Die Jungs haben auf alle Fälle auf der Bühne richtig Spaß und das merkt man vom ersten Akkord an.

Gut, wenn sie auf die Bühne kommen, dann weiß man nicht, ob sich da noch ein paar in der Zeitschlaufe befinden oder ob der Karneval mittlerweile auch bis nach Texas vorgedrungen ist. Der Gitarrist tritt in 70er Schlaghose auf und mit einer „Bülent Ceylan-Gedächtnismatte“. Der Keyboarder sieht aus, als wäre von der neuen deutschen Welle übrig geblieben und der Mann mit der „Quetsch“ (kölscher Ausdruck für Akkordeon) sieht aus wie ein Mexikaner, der einen 10-Jahreswerbevertrag für Pomade hat.

Aber alles unfassbar gute Musiker, die wissen, was sie können und wie sie ein Publikum unterhalten können. Irgendwo das Bizarre ist noch, dass all ihre Songs ja auch nur Coverversionen sind, aber mit ihrem eigenen Stil machen sie wieder ihr Original draus.

Ein weiteres Markenzeichen der Band ist, dass sie ohne Punkt und ohne Komma spielen, als hätte man eine CD in den Player gelegt und auf Play gedrückt. Sie spielen nahezu auch ohne Pause. Zu meinem Begleiter habe ich spaßeshalber gesagt: ,,Entweder die sind in einer halben Stunde fertig oder die haben die CD auf Dauerschleife gestellt und spielen morgen früh um vier noch…“

Aber auch Profis kann man überraschen. Der Akkordeonspieler fing irgendwann mal an als Pausenfüller für die anderen Bandmitglieder den alten deutschen Klassiker „Rosamunde, schenk mir dein Herz und sag ja“ zu spielen. Das war in Köln zu Karnevalszeit glaube ich eine falsche Idee, denn urplötzlich fing der ganze Saal an zu trällern. Das hat wiederum den Akkordeonspieler und den Sänger leicht aus der Bahn geschmissen, weil die damit überhaupt nicht gerechnet haben. Also fing dann jeder auf der Bühne an, so sein eigenes kleines Rosamundesolo zu spielen, aber man hat den Jungs am breiten Grinsen im Gesicht angesehen, dass es sie tierisch geflasht hat.

Wir sind nach fast zwei einhalb Stunden ziemlich begeistert aus dem Konzert rausgegangen und wir können beide sagen: ,,The Mavericks? Immer wieder!“

 

Aber wie bekanntlich immer hat auch hier jede Rose seine Dornen und das war in diesem Fall eindeutig die Location ,,Die Kantine“ in Köln.

So etwas Chaotisches an Organisation habe ich bei einer Konzert Location so in der Form noch nicht gesehen. Die Kantine ist ein altes Fabrikgebäude, was sehr weitläufig ist. Man findet aber keinerlei Hinweisschilder auf Parkplätze oder Eingänge. Man muss sich alles zurecht suchen, was aber wie gesagt bei einem Fabrikgelände gar nicht so einfach ist.

Nachdem wir dann einen Parkplatz zum Rollstuhlausladen gefunden hatten, fing dann die Suche nach dem Eingang an. Es war auch keinerlei Security anwesend, die man mal hätte fragen können. Irgendwann sagte dann jemand, der wohl schon häufiger da war: ,,Ich glaube für Rollstuhlfahrer gibt es draußen Rampen, da wo der Tourbus steht…“

Als wir diese dann nach gut 5 Minuten Fußweg erreicht hatten, standen wir vor zwei Rampen, jede Rampe hatte gut 10 % Steigung und es war nicht ersichtlich, welche für Rollstuhlfahrer war und welche nicht. Wie bei 50/50 Chancen so häufig, entscheidet man sich natürlich zunächst für die falsche Rampe. Netterweise war die Dame oben vor der Türe so nett uns zu sagen, dass wir die andere Rampe nehmen sollen – leider erst, nachdem wir die erste Rampe bereits beendet hatten. Mein Begleiter war innerlich schon am jubeln, dass er mich mal die 10 % Rampe umsonst hochgewuchtet hatte und ihm die zweite Rampe freudestrahlend noch bevorstand.

Nachdem wir dann endlich drin waren, haben wir uns dann doch schwer gewundert, dass kein Kartenkontrolleur an der Tür stand. Naja, entweder musste der Mann mal Pipi oder er hatte etwas mit den Groupies zu regeln, denn er kam nachher an, wo wir schon drin waren und fragte mich nach der Karte. Dieses Auftreten finde ich bei der heutigen Sicherheitslage mit Terroristen und einer vollen Halle im Hintergrund doch etwas bedenklich…denn auch Rollstuhlfahrer können theoretisch eine Bombe unterm Arsch haben.

Jetzt schien man in der Kantine sowieso nicht so ganz auf Rollstuhlfahrer erpicht zu sein. Es steht zwar auf der Webseite, dass man sich als Rollstuhlfahrer doch bitte anmelden möge, aber wenn man es dann tut wie bei mir und anderen Rollstuhlfahrern geschehen, kommt dann keine Antwort. Also in puncto Service könnte man dann doch etwas noch zulegen…