Rolliman und die Teambildungsmaßnahme oder auch „Der historische Weg zum goldenen Gerstensaft“
Am 3. November war es wieder so weit, die Leitung der Autobahnmeisterei Düren hatte sich in den Kopf gesetzt vor den harten Wintermonaten noch einmal eine Teambuildingmaßnahme anzusetzen.
Wir nennen das bei uns in Deutschland zwar immer noch Betriebsausflug und der endet meistens in einer üblen Sauferei, gerade mit Bauarbeitern, aber unsere Chefs meinen natürlich man muss dem ganzen auch mal einen moderneren Anstrich geben.
Das Ganze erinnert mich an das Vorgehen der römischen Kaiser, das Volk immer mit Brot und Spielen auf eine harte entbehrungsreiche Zeit vorzubereiten.
Dabei kommt mir gerade in den Sinn, dass einige unserer Leiter vielleicht denken, dass die Nachfolger von Kaiser Nero wäre, aber das werde ich an anderer Stelle mal genau untersuchen ….
Jetzt haben wir das alte Rom und wir haben den goldenen Gerstensaft und dann nehmen wir den Schnittpunkt dieser beiden Zutaten und dann haben wir auch den Ort des Gelages, das JUTE ALTE KÖLLE!!!….
Treffpunkt der halb verhungerten Armee war in der Schildergasse dat Extrablatt (in der Antonitenstraße) . Im Laufe der Wartezeit bis zur Eröffnung des Frühstücksbuffets wurde natürlich auch dienstliche Themen nochmals angerissen.
So wurde diskutiert, wie man Vollsperrungen der Autobahn noch wirkungsvoller vornehmen kann.
Hier wurden Vorschläge von pummeligen Einhörnern in Warnschutzkleidung und voll beleuchteten Rollstühlen mit oranger Rundumleuchte und Warntafel zum Besten gegeben.
Allerdings bin ich mir über die Wirksamkeit dieser Maßnahmen nicht so sicher, denn wenn ich hinterher die Bildung der Rettungsgasse unserer eigenen Leute nach Eröffnen des Frühstücksbuffet gesehen habe und das Chaos beim Reißverschlussverfahren vor dem Rühreikessel da durfte es mir um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer bei einem richtigen Stau auf der Autobahn angst und bange werden.
Das Frühstück war absolut ok und gut gestärkt konnte man dann den „Jakobsweg“ der Bierjünger durch die Kathedralen der Kölner Brauhauskunst in Angriff nehmen.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich positiv überrascht war über die rollstuhlfähige Einrichtung des Extrablattes in Köln.
Ebenerdiger Eingang, breite Gänge, Rollstuhltoilette, die dazu noch sauber war, das alles hatte schon was und verdient es positiv hervorgehoben und bewertet zu werden.
Nur diese neuartigen Trinkhalme aus Pappe: mit den Dingern werde ich einfach nicht warm, nach 10 Minuten in einer heißen Kaffeetasse hängen die Dinger nur noch leblos herum wie ein kastrierter Lämmerschwanz.
Vom Extrablatt ging es dann zum Dom, weil dort der vereinbarte Treffpunkt mit einem Führer war, der uns durch die Brauhäuser von Köln führen sollte.
Damit das Ganze nicht nur nach einer Sauftour aussah, wurde auch zwischendurch etwas die Kultur gestreift.
Wie zuvor erwähnt, die Kultur wurde nur etwas gestreift.
Es entbehrt nicht einer gewissen Chronik, dass meine Arbeiter, Kollegen und rechtmäßig vereidigten Rollstuhlträger Sherpas mir ausgerechnet am größten römischen Grab Kölns, dem Grabmal des Poblicius , den Rollstuhl auseinanderbauen.
Wenn ich es ja nicht besser wüsste, würde ich das ja als versteckte Anspielung nehmen, dass ich mich in das Grabmal dazulegen sollte.
So ging es dann in mehreren Schleifen durch die Altstadt zu Kölns berühmtester Tourikneipe zum Früh am Dom.
Und hier wurde ich dann wahrhaftig Zeuge einer wundersamen Getränkeverwandlung im Schatten des Domes.
Da ich als Rollstuhlfahrer quasi immer am Steuer bin, fiel für mich die Alkoholverkostung direkt der gültigen Straßenverkehrsordnung zum Opfer.
Also bestellte ich beim Köbes einen Kaffee.
Der Kaffee wurde dann jedoch als Cappuccino bestätigt und kam als Kakao bei mir an.
Auch hier bestätigte sich mal wieder dat et der Kölsche an sich nit esu jenau nimmt.
Kaffee, Cappuccino oder Kakao alle drei sind dunkel, heiß, flüssig und jot es.
Nach dieser ersten Saufetappe im Früh folgte der Kölner Irrgarten zweiter Teil, der dann in der zweiten Saufattacke im Sion endete.
Und hier wurde ich das Gefühl nicht los, dass trotz einer Rollstuhlrampe am Eingang der Rollstuhlfahrer an sich doch nicht ganz so gerne gesehen wird in dem Laden.
Denn alles war nur über Hochtische zu erreichen, doch meine Autobahnkollegen haben leider den Hubsteiger für mich in der Meisterei in der Garage vergessen.
So saßen meine Kollegen alle auf den Hochstühlchen und ich fühlte mich wie der kleine Wackeldackel zu Füßen der anderen Belegschaft.
Gut: meine Kollegen denken immer ich wäre der Wackeldackel, der Ihnen gelegentlich mal in die Waden beißt oder ans Beinchen pinkelt, wobei das ja wieder eher in der Auffassung des Betrachters liegt.
Ich sehe das immer als Reflextest ob meine Kollegen noch am Leben sind oder nicht schon als Zombies als real gewordene Walking Deads durch die Gegend eiern.
Nachdem sich meine Kollegen das sechste Kölsch in einer halben Stunde rein gezwiebelt haben, ging die Reise weiter durch die Altstadt an Tünnes & Schäl vorbei, der Ostermann Brunnen wurde gestreift, hinein ins Päffgen Brauhaus.
Da war dann aber auch für mich die Reise zu Ende, weil ich wieder gesehen habe, wie hervorragend das Zeitmanagement bei der Autobahn so funktioniert.
Für 13:30 Uhr war das offizielle Ende anvisiert und ich habe daraufhin für 15:00 Uhr mein Taxi zum Rücktransport bestellt.
Da wir aber erst gegen 14:30 Uhr im Päffgen waren, konnte ich dann schon wieder auf dem Hinterreifen kehrt machen, weil ich ja dann noch zum Hauptbahnhof musste, weil mein Viehtransporter da wartete.
Bevor ich dann die Heimreise antrat, besuchte ich nochmal die Rollstuhltoilette am Hauptbahnhof und war angenehm überrascht das sie nicht nur sauber und funktionstüchtig war, sondern auch das sie mit einer durchaus guten Einrichtung auch für andere Behinderte ausgestattet war, sogar eine Liege und eine Duschvorrichtung waren vorhanden.
Man muss die Bahn oder wer auch immer in diesem Bereich dafür zuständig ist mal lobend erwähnen, wenn sie etwas gut machen.
Ich möchte hier noch anmerken das sich meine beiden neuen Assistentinnen, die gerade mal 3 Wochen bei mir sind, sich bei diesem Härtetest durchaus wacker geschlagen haben, denn ungeübt mit einem Rollstuhl durch die Kölner Altstadt zu eiern mit Kopfsteinpflaster und Bordsteinkanten so hoch wie Stadtmauern erfordert schon einiges an Geduld und Geschick.
Zum Abschluss stellte mir mein Chef in Aussicht, dass ich den nächsten Betriebsausflug organisieren darf, so von wegen, Rollstuhlgerechtigkeit etc. pp.
Das hat er nur keinem blöden geflötet …..
Nach 2 Jahren fressen und saufen (Schokoladenmuseum und Brauereitour) werde ich dafür sorgen, dass wir mal etwas für die Gesundheit tun …
Mir schwebt da vor, Kältetherapie ( Para – Eishockey ) oder eine Rotlicht-Behandlung (ihr wisst schon, die kleinen Zimmer mit der roten Lampe davor) oder als Crashtestdummy beim Rollstuhlrugby …
Mal sehen, wie meine Leitung mein Wellnessprogramm für den Tag findet.
Ich werde auf jeden Fall darüber berichten ….
Zum Abschluss noch einige Bilder unseres Ausfluges: